Kind der Prophezeiung by David Eddings

Kind der Prophezeiung by David Eddings

Autor:David Eddings
Die sprache: deu
Format: azw3, mobi, epub
Herausgeber: Bastei-Lübbe
veröffentlicht: 2013-07-04T22:00:00+00:00


11

Neun Tage waren sie auf der Küstenstraße von Camaar zur Hauptstadt Sendar unterwegs, obwohl es nur fünfundfünfzig Meilen waren. Hauptmann Brendig bestimmte ihre Geschwindigkeit sorgfältig, und sein Soldatentrupp war so verteilt, daß selbst der Gedanke an Flucht unmöglich war. Obwohl es nicht mehr schneite, war die Straße schlecht, und der Wind, der vom Meer landeinwärts und über die breiten, schneebedeckten Marschen blies, war rauh und kalt. Die Nächte verbrachten sie in den in gleichmäßigen Abständen auftauchenden sendarischen Herbergen, die sich wie Straßenposten längs dieses unbewohnten Küstenstreifens erstreckten. Die Herbergen waren nicht ganz so gut ausgestattet wie ihre tolnedranischen Gegenstücke entlang der Großen Nord-Straße, aber sie waren zumindest passabel. Hauptmann Brendig schien um ihre Bequemlichkeit besorgt, stellte jedoch auch jede Nacht Wachen auf.

Am Abend des zweiten Tages saß Garion mit Durnik am Feuer und starrte niedergeschlagen in die Flammen. Durnik war sein ältester Freund, und Garion verspürte gerade in diesem Moment ein verzweifeltes Bedürfnis nach Freundschaft.

»Durnik«, sagte er schließlich.

»Ja, mein Junge?«

»Bist du je in einem Verlies gewesen?«

»Was hätte ich getan haben können, um in ein Verlies geworfen zu werden?«

»Ich dachte, du hättest vielleicht einmal eins gesehen.«

»Ehrliche Leute halten sich nicht in der Nähe solcher Orte auf«, sagte Durnik.

»Ich habe gehört, daß es dort schrecklich ist – dunkel, kalt und voller Ratten.«

»Was soll dieses Gerede über Verliese?« fragte Durnik.

»Ich habe Angst, daß wir schon sehr bald alles darüber wissen werden«, antwortete Garion und gab sich Mühe, nicht allzu ängstlich zu klingen.

»Wir haben nichts Unrechtes getan«, sagte Durnik.

»Warum läßt uns der König dann festnehmen? Könige tun so etwas nicht ohne guten Grund.«

»Wir haben nichts Unrechtes getan«, wiederholte Durnik stur. »Aber Meister Wolf vielleicht«, deutete Garion an. »Der König hat all diese Soldaten doch nicht ohne Grund hinter ihm hergeschickt – und wir werden vielleicht alle mit ihm ins Verlies geworfen, nur weil wir zufällig bei ihm sind.«

»So etwas geschieht in Sendarien nicht«, sagte Durnik bestimmt.

Am nächsten Tag blies der Wind sehr heftig vom Meer, aber es war ein warmer Wind, und der knöcheltiefe Schnee auf den Straßen wurde matschig. Gegen Mittag fing es an zu regnen. Durchnäßt und mißmutig ritten sie zur nächsten Herberge.

»Ich fürchte, wir werden unsere Reise unterbrechen müssen, bis sich der Wind gelegt hat«, sagte Hauptmann Brendig an jenem Abend, während er aus einem der kleinen Fenster der Herberge nach draußen spähte. »Morgen früh wird die Straße fast unpassierbar sein.«

Den nächsten und übernächsten Tag verbrachten sie in dem engen Aufenthaltsraum der Herberge und lauschten auf das Prasseln des windgepeitschten Regens – ständig unter den wachsamen Augen von Brendig und seinen Soldaten.

»Silk«, sagte Garion am zweiten Tag und ging hinüber zu der Bank, auf der der rattengesichtige kleine Mann döste.

»Ja, Garion?« fragte Silk und erhob sich.

»Was für ein Mann ist der König?«

»Welcher König?«

»Von Sendarien.«

»Ein dummer Mann – wie alle Könige.« Silk lachte. »Die sendarischen Könige sind vielleicht noch ein bißchen dümmer, aber das ist nur natürlich. Warum fragst du?«

»Nun ja…« Garion zögerte. »Angenommen, jemand hat etwas getan, was dem König nicht gefallen hat, und mit demjenigen reisen noch ein paar andere Leute, und der König hätte alle diese Leute festnehmen lassen.



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